Geschichtliche Entwicklung der FMEA
Geschichtliche Entwicklung der FMEA
Was haben die FMEA, das Internet und GPS gemeinsam? Auf den ersten Blick lassen sich wohl keine offensichtlichen Gemeinsamkeiten feststellen, allerdings haben diese Begriffe, wie viele andere auch, ihren Ursprung in militärischer Anwendung. So wurde tatsächlich auch die FMEA bereits Ende der 1940er Jahre vom US Militär entwickelt. Dessen Frustration wegen schlecht funktionierender Munition führte zur Entwicklung des Verfahrens MIL-P-1629, welches alle möglichen Grundursachen bereits im Vorfeld beseitigen sollte.
Durch den großen Erfolg dieser Herangehensweise fand diese schnell auch Einzug in die Nuklear- sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie. Die NASA entwickelte sodann im Rahmen des Apollo-Projekts 1963 die “Fehlermöglichkeits und Einflussanalyse” (FMEA) und machte den Erfolg der Mondlandung zum großen Teil am Einsatz der FMEA fest (Exkurs: Ebenso war die NASA besorgt über möglicherweise kontaminierte Lebensmittel bei Weltraummissionen, so dass sie eine sehr ähnliche Methode, genannt HACCP (Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte) für die Lebensmittelindustrie entwickelte).
In den 1970er Jahren genügte bei einem Ford Pinto schon ein Auffahrunfall bei geringer Geschwindigkeit, um fatale Brände nach einem Reißen des Benzintanks auszulösen. Um ein Wiederauftreten dieses und weiterer gravierender Probleme zu vermeiden, führte die Ford Motor Company die FMEA in ihren Konstruktionsprozess ein. In Folge nutzten immer mehr Unternehmen die FMEA als Instrument zur Risikoanalyse und 1993 fügte die AIAG (Automotive Industry Action Group) sie in den QS9000-Standard für die Automobilproduktion und deren Lieferanten ein. Aus QS9000 wurde TS16949. Während die FMEA speziell auf die Automobilindustrie ausgerichtet war, haben auch andere Branchen die Effektivität und Zuverlässigkeit der Methode erkannt und setzen diese immer häufiger systematisch ein.
Die geschichtliche Entwicklung der FMEA reicht mehr als 60 Jahre zurück.
Die folgenden Meilensteine sind für die Methode von Bedeutung:
1949
Die FMEA-Methode wurde unter der Bezeichnung „Military Specification MIL-P-1629“ vom US-Militär entwickelt. Sie diente als Technik zur Bewertung der Zuverlässigkeit zwecks Darstellung der Folgen von system- und ausrüstungsbezogenen Fehlern. Die Fehler wurden anhand ihrer Auswirkungen auf Erfolg, Personal und Sicherheit der Ausrüstung unterschieden.
1955
Die nationale Luft- und Raumfahrtbehörde der USA (NASA) entwickelte die FMECA (Failure Mode, Effects, and Criticality Analysis) für die Apollo-Mission.
1963
Umfassende Anwendung in der Luft- und Raumfahrttechnik, Lebensmittelindustrie (HACC) und Nukleartechnik.
1965
Umfassende Anwendung in der Luft- und Raumfahrttechnik, Lebensmittelindustrie (HACCP)und Nukleartechnik.
1975
Diese Methode wurde in der Kerntechnik und anderen Branchen eingeführt.
1977
Beginn der Verwendung der FMEA-Methode in der Automobilbranche durch Ford Motor Co.
1980
In Deutschland wurde sie als DIN 25448 mit dem Titel „Fehlerfolgeanalyse (Fehler-Möglichkeits- und -Einfluss-Analyse)“ in den Normenkatalog aufgenommen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) entwickelte die Methodik automobilspezifisch weiter.
1986
Die erste Methodenbeschreibung wurde in VDA 4 unter dem Titel „Sicherung der Qualität vor Serieneinsatz“ veröffentlicht. Diese Methode hat immer größere Verbreitung in der Automobilindustrie gefunden.
1990:
Die Methode für die System-FMEA Produkt und die System- FMEA Prozess wurde vom VDA für die Automobilindustrie weiter- entwickelt. In der Medizin- und Telekommunikationstechnik hielt die FMEA-Methode in den 1990er-Jahren Einzug.
1993
Das AIAG FMEA Reference Manual wurde von den FMEA-Teams bei Chrysler, Ford und General Motors unter Schirmherrschaft der ASQC (American Society for Quality Control) – Abt. Automobilindustrie – entwickelt und veröffentlicht. Dieses Referenz- Handbuch sollte den Mehraufwand im Lieferantenmanagement aufgrund abweichender Richtlinien und Formate reduzieren.
1994
Der SAE J1739 FMEA Standard wurde gemeinsam von Chrysler, Ford und GM entwickelt. Finanziert wurde das Projekt vom USCAR (United States Council for Automotive Research LLC).
1995
SAE J1739 2. Auflage.
1996
VDA-Band 4, Teil 2 wurde mit dem Zusatz „Sicherung der Qualität vor Serieneinsatz – System-FMEA“ veröffentlicht.
1999
Die Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ) gründete eine Arbeitsgruppe, um die Anwendung der FMEA für zusätzliche Felder zu formulieren, beispielsweise für den Dienstleistungssektor und das Projektmanagement.
2000
SAE J1739 wurde als empfohlene Praktik überarbeitet.
2001
Der Band 13-11 des DGQ wurde veröffentlicht.
2001
Internationale Standardisierung (IEC 60812). Die 3. Auflage des SAE J1739 Handbuchs diente als Referenz für den Qualitätsstandard QS 9000. Die 3. Auflage des AIAG FMEA-Handbuchs wurde veröffentlicht.
2002
Der Band 13-11 des DGQ wurde überarbeitet.
2006
Das VDA-Handbuch wurde überarbeitet.
2008
Die 4. Auflage des SAE J1739 ist die technische Grundlage für das AIAG-Referenzhandbuch. Mitglieder der J1739-Arbeits- gruppe wirkten an den technischen Änderungen und Verbesserungen an den AIAG FMEA Referenzhandbüchern mit. Die 4. Auflage des AIAG FMEA-Handbuchs wurde veröffentlicht.
2009
Die Ausgabe der DGQ wurde zur Norm erhoben.
2019
Gemeinsames FMEA Handbuch – VDA – AIAG